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Wie werde ich eigentlich…? – Schauspieler*in

von Lara Lipsch

 

Ich wusste vor dem Vorsprechen und auch danach noch, dass ich Theater machen will, aber es war schon richtig hart!

Hannahs Weg zur Schauspiel-Ausbildung ähnelt dem, was ein Großteil der angehenden Schauspieler*innen erlebt hat. Theater zu machen war schon immer ihr Traum. Direkt nach dem Abitur wollte sie diesen in die Tat umsetzen und reiste nach Großbritannien, um sich dort an verschiedenen Schauspielschulen zu bewerben. Grundsätzlich erntete sie dort in erster Linie positives Feedback, eine Zusage blieb leider dennoch aus. Nach einem Jahr beschloss sie, es in Deutschland zu versuchen – zunächst an öffentlichen Schauspielschulen.

Über die privaten Schauspielschulen herrschen viele negative Vorurteile. Das liegt natürlich in erster Linie daran, dass du dafür Geld bezahlen musst. Und es gibt auch wirklich viele schlechte Schulen, denen es um das Geld geht. Sie nehmen aus diesem Grund sehr viele Bewerber*innen auf und erzeugen dadurch überfüllte Klassen!

Mit der Bewerbung und den Vorsprechen an öffentlichen deutschen Schauspielschulen begann für Hannah eine ‚extrem lange und frustrierende Zeit‘. Wiederholte Absagen und negatives Feedback zerrten an ihren Nerven, ihren Traum vom Schauspiel gab sie dennoch nie auf. Nach insgesamt zwei Jahren erfolgloser Versuche, laut Hannah eine durchaus übliche Dauer für angehende Schauspielerinnen (männliche Schauspieler hätten da wesentlich bessere Chancen), entschied sie sich, es an einer privaten Schule zu versuchen. Mit Erfolg.

Wie laufen die Vorsprechen ab?

Sowohl für die Vorsprechen an öffentlichen, als auch an den privaten Schauspielschulen musste Hannah drei Monologe und einen Song einstudieren. In den Monologen sollte es eine gewisse Variation zwischen Klassik und Moderne geben. Die Vorsprechen laufen über mehrere Runden, wobei es an der privaten Schauspielschule wesentlich weniger Bewerber*innen und somit nur zwei Runden gab.

Vorerfahrungen hatte Hannah eine Menge im Gepäck: Vom Schultheater über verschiedene unabhängige Theatergruppen bis zu einer Zusammenarbeit mit einem Kölner Theaterstudio. Diese könnten zwar helfen, unbedingt notwendig seien sie aber nicht. ‚Es sieht natürlich gut aus, wenn der Lebenslauf nicht leer ist, die Schulen achten allerdings auf das Potential in den Vorsprechen‘. Hier helfe, so Hannah, am meisten die Vorsprech-Erfahrung selbst.

Du brauchst vor allem die Erfahrung im Vorsprechen. Die bekommst du durch die vielen Vorsprechen und Feedbacks, die dazu führen, dass du an den Monologen arbeitest, sie veränderst oder sogar ganz verwirfst. Vorsprechen werden dich ja auch immer begleiten!

Grundsätzlich ginge es aber in erster Linie um die Leidenschaft, den Mut und das Interesse an den Themen. Und natürlich um das Bewusstsein dafür, dass es nicht einfach werden wird.

Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es im Rahmen privater Schauspielschulen?

Die Schule, in der Hannah derweil ihre Ausbildung macht, kostet monatlich 450 Euro. Im Unterschied zu den meisten anderen privaten Einrichtungen, besteht ein großer Vorteil dieser Schule darin, dass sie staatlich anerkannt ist und somit das Beantragen des Schüler*innen-BAföGs möglich ist. Dementsprechend haben auch diejenigen eine Möglichkeit dort zu studieren, die andernfalls nicht die finanziellen Mittel aufbringen könnten.

Wie kann ich mir eine Schauspiel-Ausbildung vorstellen?

Die Ausbildungsdauer beläuft sich auf dreieinhalb Jahre. Sie verläuft nach Stundenplänen und findet meist an fünf Tagen in der Woche statt. Das erste Jahr besteht überwiegend aus Ensemble-Unterricht, der die Studierenden in den Grundlagen sowie den Bereichen Bewegung, Gesang und Chor ausbildet. Im zweiten Jahr findet dann vermehrt Einzelunterricht statt, in dem konzentrierter an Themen wie Sprechen und Phonetik gearbeitet wird. Außerdem kommen Monologarbeiten hinzu, die ein eigenständiges Arbeiten und Kommunizieren mit Dozent*innen bedeuten. Zusätzlich gebe es auch ausgefallenere Fächer, wie Bühnenkampf, in dem die Studierenden lernen, wie sie Kampf- und Sterbeszenen auf der Bühne darstellen können. Im dritten Jahr wird dieses Fach durch das Bühnen-Fechten abgelöst.

Besonders wichtig ist für Hannah, dass mittlerweile auch das Fach Politik einen Platz im Stundenplan gewonnen hat: ‚Theater ist eine aktuelle Kunst, wir müssen mit politischen Themen vertraut sein, um damit arbeiten zu können!‘, erklärt sie. Außerdem beinhalte das Fach auch einen wirtschaftlichen Teil, in dem es insbesondere um das Leben und Arbeiten als freischaffende*r Künstler*in geht.

Die Prüfungen bestehen aus halbjährigen ‚Sichtungen‘, in denen erarbeitete Szenen, Gesang, Bewegung sowie Sprechtexte bewertet werden, und Abschlussprüfungen im Sommer. Im dritten Jahr folgt dann die Abschlussproduktion. Diese wird von der Klasse gemeinsam erarbeitet und erhält anschließend einen festen Platz im Spielplan eines mit der Schule kooperierenden Theaters.

Da kommen dann auch Regisseur*innen hin und schauen, ob da gute Absolvent*innen dabei sind.

Am Ende der Ausbildung findet ein Absolvent*innen-Vorsprechen statt, zu dem auch Intendant*innen eingeladen werden. Für Hannah symbolisiert dieser Moment den Übergang von der Ausbildung zum Arbeitsalltag. Hier bekommen die angehenden Schauspieler*innen die Möglichkeit sich vorzustellen und Kooperationsangebote zu erhalten.

Gibt es bereits während der Ausbildung die Möglichkeit Kontakte zu knüpfen?

‚Bei staatlichen Schulen ist es in Hinblick auf die Zukunft wesentlich leichter. Staatliche Theater gucken immer erstmal in staatlichen Schulen. Für privat ausgebildete Schauspieler*innen ist es schwierig auf sich aufmerksam zu machen. Qualitativ sind wir aber eigentlich genauso aufgestellt‘, sagt Hannah. Dennoch bekomme sie durch ihre Schule Möglichkeiten, um Kontakte zu knüpfen. Neben der Zusammenarbeit mit dem angrenzenden Theater, werden sie von einer Schule für Film und Fernsehen vertreten, über die sich Casting-Agenturen bei ihnen melden können. Diese Anfragen seien besonders gut, da sie auch vergütet werden. Außerdem habe die Schule inzwischen sehr gute Kooperationen. Derweil haben verschiedene Auszubildende Engagements in Produktionen gefunden. Auch Hannah hat bereits in zwei Produktionen mitgemacht und empfindet es auch als besonders wichtig, um das Gelernte praktisch umzusetzen und weitere Kontakte knüpfen zu können.

Welchen Tipp hast du für diejenigen, die gerne Schauspieler*in werden wollen?

Wenn man das will und die Leidenschaft und den Mut hat, dann kann man es schaffen! Man muss sich nur im Vorfeld darüber bewusst sein, dass es ein harter Weg ist.