Ein Blick in die Glaskugel – Kulturelles Gut will geplant sein
von Amelie Hauser
Köln ist eine Kulturstadt. Jedenfalls behauptet sie das. Und wir glauben das auch. Warum? Die Stadt hat eine Menge kulturell vielfältiger Angebote zu bieten, die qualitativ hochwertig sind und sich an ein breites Publikum richten. Dies verlangt eine konzeptionelle Herangehensweise, die lange im Voraus geplant und strategisch immer am aktuellen Zeitgeschehen ausgerichtet ist.
Die Abkürzung KEP steht für die im April 2019 beschlossene Kulturentwicklungsplanung der Stadt Köln. Mehr als zwei Jahre lang haben Kulturpolitiker*innen, Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung, aber insbesondere auch viele Kulturschaffende der freien Szene zusammen über Visionen für die Kulturlandschaft in Köln diskutiert und ihre Ideen gesammelt und verschriftlicht. Herausgekommen ist dabei ein Baustein, der eine Fortentwicklung des Kulturentwicklungsplans aus 2009 darstellt, um die Zukunft einer modernen Stadt zu gestalten.
Wie lief das ab?
Über 300 Personen haben an dem partizipativen Verfahren teilgenommen und Entwicklungsideen erarbeitet, die in der KEP als Katalog aufgenommen wurden. In zwei Staffeln mit je mehreren runden Tischen zu verschiedenen Schwerpunktthemen, in einer spartenübergreifenden Arbeitstagung und in diversen Sitzungen des Lenkungskreises, waren Kunst- und Kulturschaffende, Politik und Verwaltung an dieser Entwicklung beteiligt. Dr. Jörg Biesler begleitete als externer Moderator den Prozess, um eine möglichst hohe Neutralität und Ausgeglichenheit zwischen den Vertreter*innen der städtischen Institutionen sowie der freien Szene zu gewähren. Die Entwicklungsideen gliedern sich in verschiedene Bereiche wie städtische Institutionen, die Freie Szene und übergreifende, allgemeine Themen.
Insgesamt wurden vier Kernthemenbereiche erfasst, in denen Maßnahmen zur Verbesserung ergriffen werden sollen: Kulturmarketing als Stadtmarketing, Kulturelle Bildung, Interkultur sowie Kultur- und Kreativwirtschaft. Am 10. Juli 2019 bedankte sich die Stadt Köln bei allen Akteur*innen, die an der Kulturentwicklungsplanung mitgewirkt haben, und leitete im Folgeschritt die Umsetzungsphase ein.
Kulturmarketing als Faktor zur Attraktivitätssteigerung
Das kulturelle Erbe oder der Dom allein sind keine Garanten, dass Köln als Kunst- und Kulturstadt wahrgenommen wird. Der Dom z.B. ist nach Untersuchungen zwar Reiseziel, aber selten Reiseanlass. Es lohnt sich also die kulturellen Angebote so neu zu vermarkten, dass langfristig eine moderne und zukunftsgerichtete Kulturstadt visualisiert und konzipiert wird. Somit soll ein alle Institutionen einbindendes Marketingkonzept erstellt werden, um an verschiedenen Anknüpfpunkten ansetzen zu können, die städtische Wirkung auf Außenstehende zu verbessern und eine höhere Attraktivität zu generieren. Und das ohne allein auf den Dom als Kulturbauwerk zu verweisen.
Kulturelle Bildung als Multiplikator für die junge Generation
Kulturelle Bildung ist nach dem Deutschen Kulturrat ein lebenslanger Lernprozess. Sie zielt nicht auf eine spezifische Altersgruppe ab. Das Ziel als Basis der kulturellen Bildung ist ein zielgruppenspezifisches, flächendeckendes, qualitativ hochwertiges Kulturangebot in den verschiedenen künstlerischen Sparten, das für alle Altersgruppen zu erschwinglichen Preisen mit niedrigen Zugangsschwellen zur Verfügung steht. Es soll also nicht nur in Schulen, Kitas und Universitäten angesetzt werden, sondern auch außerschulische Bildungsmaßnahmen und Projekte angestoßen werden. Natürlich soll kulturelles Interesse und kulturelle Diversität im Laufe der schulischen Ausbildung vermittelt werden, aber nicht nur dort.
Interkultur – wenn Vielfalt zur Inspiration wird
Köln hat einen großen Anteil an Menschen mit einer Zuwanderungsgeschichte. Sie machen 40% der Bevölkerung aus. Der Zuzug von Fremden ist als Chance und das Bestehen internationaler Kunst mit unterschiedlichen kulturellen Prägungen als Charakteristikum einer Großstadt zu begreifen. Elternhaus und Schule beeinflussen bei Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien das Interesse an den Kulturangeboten vor Ort. Projekte müssen so entwickelt werden, den jungen Menschen selbst künstlerisch-kreative Erfahrungen zu ermöglichen. Vor allem die Jugendlichen mit einem Migrationshintergrund definieren Kultur als die „Kultur der Länder und Völker“. Kulturelle Vielfalt soll als Katalysator für kreativ-kulturelle Projekte dienen.
Kulturwirtschaft als Wirtschaftskomponente
Unter Kulturwirtschaft werden in Deutschland diejenigen Kultur- bzw. Kreativunternehmen erfasst, die überwiegend erwerbswirtschaftlich orientiert sind. Sie befassen sich mit der Schaffung, Produktion, Verteilung und bzw. oder medialen Verbreitung von kulturellen wie kreativen Gütern und Dienstleistungen. Alle umzusetzenden Maßnahmen wirken in zwei Richtungen: 1. als Beitrag der Kulturpolitik zur Kulturwirtschaft im Kernbereich der künstlerischen Produktion und 2. als Beitrag zum kulturellen Angebot in der Stadt und zur Profilierung der jeweiligen Kunstsparten. Die Maßnahmen im Bereich der Kulturwirtschaft schaffen nicht nur Inspiration zur vielfältigen Kreativität, sondern eben auch Arbeitsplätze und somit eine gesicherte kulturelle Wirtschaft.
Welche Maßnahmen werden in der KEP konkret anvisiert?
Die in der KEP verabschiedeten Maßnahmen sind trägerbezogen, d.h. bestimmte Institutionen werden mit der Umsetzung einzelner Maßnahmen beauftragt. Kulturdezernat, Kulturamt, das Dezernat für Bildung, der Museumsdienst, Archive, die Stadtbibliothek aber auch kleinere Institutionen arbeiten eng zusammen. Um langfristig die Qualität der Kölner Kulturangebote aufrecht erhalten zu können, sollen Museen beispielsweise eine Erweiterung und Flexibilisierung der Öffnungszeiten erreichen, ihren Bestand zunehmend in Digitalisierungsprojekte ausweiten sowie einen attraktiven Webauftritt und Social Mediaauftritt konzipieren. Für die Freie Szene werden zusätzliche Atelierräume verfügbar gemacht und eine individuelle Förderung einzelner Künstler*innen soll durch Stipendien gesichert werden. Es wird ein übergreifendes Literaturportal im Netz anvisiert, es sollen Arbeitsstipendien entwickelt werden und ein Leitsystem zu historischen Orten im Stadtbild etabliert werden. Auch konkrete Bauprojekte umfassen die beschlossenen Maßnahmen.
Warum das ganze? Und wieso Köln?
Köln gilt als „junge Stadt“. Als profilierter und entwickelter Hochschulstandort und Bildungsstandort hat die Stadt eine sehr gute Ausgangslage bei den vor uns stehenden demographischen Veränderungen. Nur eine Stadt, die Attraktionskraft entwickeln kann, lädt junge Menschen zum Kommen – und zum Bleiben – ein. Zudem ist Kultur wie bereits erwähnt selbst ein Wirtschaftsfaktor – sie bietet vielen Menschen Arbeitsplätze.
Kulturentwicklung in der Zukunft
Auch künftig wird die Beteiligung an der Kulturentwicklungsplanung als partizipativen Prozess möglich sein. Regelmäßige Treffen sollen den Austausch aller Kulturschaffenden aufrechterhalten. So wird gewährleistet, die Maßnahmen der KEP zuverlässig umsetzen zu können. Darüber hinaus gibt es einen Lenkungskreis, dessen Mitglieder die städtischen Institutionen, die Freie Szene sowie die Kulturpolitik vertreten. Der Lenkungskreis schlägt Entwicklungsideen für die Umsetzung vor, die dann dem Ausschuss Kunst und Kultur beziehungsweise dem Rat zum Beschluss vorgelegt werden. So konnten bereits im letzten Jahr einige Projekte erfolgreich in die Umsetzungsphase starten.
Quellen:
https://www.kulturentwicklungsplan.koeln/de/was-ist-kep
https://www.stadt-koeln.de/artikel/64404/index.html
https://www.fdp-koeln.de/politik/kulturentwicklungsplan-f%C3%BCr-k%C3%B6ln/antr%C3%A4ge
https://www.koeln.de/koeln/rat_beschliesst_kulturentwicklungsplan_fuer_koeln_186965.html