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Pädagogisch wertvoll? Filmbildung mit dem KinderKinoFest Düsseldorf (KiKiFe)

von Marie Volkmer

Könnt Ihr Euch noch an Euren ersten Kinobesuch erinnern? Und wenn Ihr euch noch erinnert, wie alt wart Ihr da? Geht Ihr immer noch gerne ins Kino?

Mit diesen und noch viel mehr Fragen sind wir in den letzten Wochen in unsere Blogreihe zum Thema Cineastik gestartet. Mit unserer Begeisterung für Film und Kino sind wir definitiv nicht allein, haben uns mit unseren Fragen allerdings dann doch lieber an Expert*innen gewandt, es kann schließlich nicht jede*r einfach so eine Erklärung zu pädagogisch wertvollen Kinoprogrammen aus dem Ärmel schütteln…

©️KinderKinoFest Düsseldorf/LVR-ZMB

Das Kino als Kulturort

Mir hatte es aus unserer Themensammlung der Cineastik besonders der Aspekt: Bildung durch Film und Kino angetan. Was sich dahinter genau verbirgt und wie diese Bildungsansprüche umgesetzt werden, habe ich mir von Samina Gul erklären lassen. Sie ist seit 2018 Teil des KinderKinoFest Teams und dieses Jahr für die Koordination verantwortlich. Das Filmfest findet seit seinem Gründungsjahr 1986 jährlich in Düsseldorf statt. In Kooperation mit dem LVR und dem Jugendamt entsteht hier ein Programm, das bis zu 10.000 Gäste aus Düsseldorf und Umland anlockt.

Über die Jahre hat sich das Filmfest auch ein wiederkehrendes Publikum erarbeiten können, welches sich jedes Jahr wieder eine Woche im November für das KiKiFe reserviert. Auf Social Media, mit Programmheften oder Veröffentlichung des Programms auf der Website wird das „Kino als Kulturort“ beworben. Vor allem Schulen aus dem Umkreis nehmen gerne das Vormittagsprogramm wahr und planen das Festival fest in ihren Stundenplan mit ein, erklärt Samina.

„Am Anmeldestart-Tag, das ist immer Anfang Oktober, da klingelt eigentlich am laufenden Band das Telefon, weil da schon guter Andrang ist.“

Das Kino als Kulturort kommt also nicht nur bei den Veranstalter*innen gut an.  Samina ist eine Hälfte des Kolleginnenteams hinter dem KinderKinoFest. Kennengelernt haben sich die beiden bei den Internationalen Kurzfilmtagen in Oberhausen. Danach hat sie bei KiKiFe als studentische Verwaltungskraft angefangen und ist einfach geblieben, erzählt sie mir. Dass ihre Leidenschaft dem Kino als Kulturort gilt, merkt man ihr auf jeden Fall an, so haben auch ihre anderen Projekte alle einen gemeinsamen Nenner: Filmbildung.

„Für uns ist auch klar, dass ein Kinderkinofest stattfinden soll.“

Große und kleine Filmliebhaber*innen können aufatmen: auch dieses Jahr ist ein KinderKinoFest in Planung. Wie auch im letzten Jahr wird hybrid geplant, also sowohl eine Online-Veranstaltung als auch ein Fest, wie es unter normalen Umständen in den Kinos stattfinden würde. Aufgrund der aktuellen Situation wurde das Festival 2020 kurzfristig von der Kinoleinwand auf den heimischen Bildschirm verlegt: „Wir haben dann aber doch noch ganz gut ein Online-Programm auf die Beine gestellt, bei dem wir drei Filme zeigen konnten.“

Und nicht nur Filme kamen auf die Leinwand, neben den Moderator*innen, die die Kinoerfahrung begleiten, werden zusätzlich Gäste zu einem Filmgespräch im Anschluss an die Filmvorführung eingeladen. Von Schauspieler*innen bis zu Produzent*innen finden hier viele Mitwirkende am Film den Weg in den Kinosaal, um etwas zu ihren Projekten zu erzählen.

Von der Filmauswahl bis ins Kino

Bis in den Kinosaal, schaffen es nicht alle Filme ©️KinderKinoFest Düsseldorf/LVR-ZMB

Ob online oder nicht, eins steht fest: das Programm für dieses Jahr ist bereits in Arbeit. Ausgewählt werden die Filme im kleinen Kreis der beiden Kolleginnen. Ob ein Film es in das Programm des KiKiFe schafft, hängt nicht nur von seiner pädagogisch wertvollen Eigenschaft, Ästhetik und Rezeption ab, er muss auch zu einem übergreifenden Motto passen. Neben einigen Filmen, die es im letzten Jahr leider kurzfristig nicht in das Programm geschafft haben und daher in diesem Jahr aufgenommen werden, wird es auch reichlich neue Filme zu schauen geben. „Aber neue (Filme) heißt bei uns nicht, dass es Neuerscheinungen aus diesem Jahr sein müssen, das durchaus auch, aber es können auch Klassiker noch einmal gezeigt werden. Da sind wir immer sehr flexibel, weil sich bei uns die Filmauswahl nach dem Motto, nach der Thematik richtet.“

Pädagogisch was…?

Das Kriterium „pädagogisch wertvoll“ müssen die Filme auf jeden Fall mitbringen, sonst würden sie es gar nicht erst in das Programm des KiKiFe schaffen, meint Samina. Aber was ist eigentlich pädagogisch wertvoll? Filme sollen inspirieren, etwas hinterlassen. Sei es jetzt einen besonderen Eindruck, den ein Kind aus der Kinoerfahrung mit nach Hause nimmt, eine Erfahrung, die man jetzt gerne machen würde oder einen persönlichen Lerneffekt. All das kann unter pädagogisch wertvoller Filmerfahrung gefasst werden. Und Altersgerechtheit, fügt Samina noch an. Schließlich sollen die Kinder weder über- noch unterfordert werden.

Ein Programm für Kinder aller Altersstufen

Um allen Teilnehmenden eine altersgerechte Erfahrung zu bieten, wird das Programm unterteilt. Die Hauptzielgruppe sind Kinder von vier bis zehn Jahre. Für Jugendliche bieten Jugendfreizeiteinrichtungen in Düsseldorf ein Nachmittagsprogramm an.

„Das was wir machen ist ein Programm kuratieren, bei dem nicht auf alles Mögliche zugegriffen werden kann, sondern was ausgewählt ist. Das finde ich gut daran.“

Neben diesem Programm besteht auch die Möglichkeit für Eltern und Lehrer*innen sich auf der Webseite des KiKiFe mit Begleitmaterial auszustatten, den Kinobesuch somit im Unterricht oder zuhause auch vor- und nachzubereiten. Filmbildung soll der Hauptbestandteil des Kinderkinofest sein, aber natürlich darf auch der Spaß an der Thematik Film allgemein nicht zu kurz kommen

Das Kinoerlebnis für die ganz Kleinen ©️KinderKinoFest Düsseldorf/LVR-ZMB

„Der etwas andere Kinobesuch“ – Medienerziehung für die Kleinen

„Der erste Kinobesuch ist bei uns schon ein wichtiger Punkt.“ Beim KiKiFe wird darum jedes Jahr ein Programm für Kinder ab vier Jahren angeboten. Bei „Kurz für Klein“ geht es darum, die ganz Kleinen an das Kinoerlebnis heranzuführen. „Der etwas andere Kinobesuch. Ich erkläre zum Beispiel am Anfang, was im Kino so passiert, warum das Licht ausgeht, wo der Film dann herkommt…“ Mit dieser Einleitung beginnt das Programm, zwischendurch werden Fragen gestellt, es darf auch mal aufgestanden und sich bewegt werden. Dieses einstündige Programm ist darauf konzipiert Kinder nicht allein zu lassen: Sie werden vorbereitet, betreut und die Inhalte der Filme noch einmal besprochen, schließlich ist der erste Kinobesuch ein Ereignis, welches nicht unterschätzt werden darf, findet Samina.

„Freude am Filme schauen, Kinoerlebnis, gemeinsam sein“

So lässt sich laut Koordinator*in Samina das KinderKinoFest neben einer lehrreichen und pädagogisch wertvollen Erfahrung für Groß und Klein gut zusammenfassen.

Das KinderKinoFest bietet alles in allem also ein Gesamtpaket und eine lehrreiche Erfahrung für die ganze Familie. Wer sich wie wir für Film und Kino begeistern kann und nebenbei noch Wert auf eine „pädagogisch wertvolle“ Erfahrung legt, kann auch in diesem Jahr entweder in den Düsseldorfer Kinos oder online mit seinen Freunden und/oder der Familie am Kinoprogramm des KiKiFe’s teilnehmen. Ich freue mich schon jetzt das (vermutlich nasskalte) Novemberwetter zu nutzen, einfach drinnen zu bleiben und meine kleine Cousine in die Welt der pädagogisch wertvollen Filme einzuführen.