Ein Platzhalterbild
Top

Auf den Spuren der Museumsgeschichte Kölns – Teil 2

von Leah Niederhausen

Heute geht der Stadtspaziergang, der uns die Museengeschichte Kölns näher bringen will weiter.  Wenn Ihr den ersten Abschnitt noch nicht mitbekommen habt, geht es erstmal hier entlang!

Rautenstrauch-Joest-Museum © CEphoto, Uwe Aranas

Unser nächstes Ziel ist der heutige Sitz des Rautenstrauch-Joest-Museums am Neumarkt. Dazu folgen wir zunächst der Richartzstraße. 1854 stiftete er 100.000 Taler für den Bau des ersten Museumsgebäudes des Rheinlands. Und als diese nicht reichten nochmal rund 50.000 Taler mehr für Parkettfußböden, Fresken und vieles mehr. „Köln hat große Männer hervorgebracht – aber ein Richartz war bisher nicht geboren worden,“ so der damalige Oberbürgermeister Kölns Hermann Joseph Stupp bei der Eröffnung des Museums 1861. Auch wenn der Stifter die Eröffnung nicht mehr erleben konnte, lebt doch sein Andenken im Namen des Museums und dieser Straße weiter.

Am Neumarkt angekommen erblicken wir das heutige Rautenstrauch-Joest-Museum, das 2010 nach fünfzehnjähriger Planungszeit unter dem Namen „Rautenstrauch-Joest-Museum Kulturen der Welt“ eingeweiht wurde und heute rund 65.000 Objekte aus Ozeanien, Afrika, Asien und Amerika umfasst. Die Namensänderung von ‚Völkerkundemuseum‘ zu ‚Kulturen der Welt‘ zeigt dabei eine bedeutende Veränderung im Selbstbild des Museums auf. Während das Museum zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch einen Schwerpunkt auf koloniale Kunst legte, macht es sich jetzt zur Aufgabe, die Sammlungsbestände kritisch zu reflektieren und, wenn möglich, zu restituieren.

Millowitsch-Theater © Superbass / CC-BY-SA-3.0 (via Wikimedia Commons)

An Stelle des Museumskomplexes stand von 1967 bis 2001 die Josef-Haubrich-Kunsthalle. Heute trägt noch der davorliegende Platz am Neumarkt ihren Namen. Die Kunsthalle wurde für große Kunstausstellungen genutzt, für die museale Ausstellungsflächen nicht ausreichten. Josef Haubrich prägte die Kunst- und Kulturszene nicht nur durch die Schenkung seiner Kunstsammlung, die in den ersten Jahren nach Kriegsende in den großen Metropolen Europas ausgestellt wurde, sondern auch als Kulturpolitiker. So war er unter anderem tatkräftig beim Neubau des Wallraf-Richartz-Museums, der heute das Museum für Angewandte Kunst beherbergt, beteiligt und finanzierte das LVR-Freilichtmuseum in Kommern mit. Josef Haubrich heiratete fünfmal, zuletzt Lucy Millowitsch (1905 – 1990), die Schwester des Kölner Schauspielers Willy Millowitsch, zu dessen Denkmal am gleichnamigen Willy-Millowitsch-Platz wir als nächstes unterwegs sind.

Willy Millowitsch (1909 – 1999) war einer der bekanntesten Kölner Schauspieler und Ehrenbürger. Bekannt für seine ungezwungene Art war er auch über die Stadtgrenzen Kölns durch zahlreiche Film- und Fernsehproduktionen bekannt. 2013 wurde der Platz ihm zu Ehren benannt und sein Denkmal, das vorher in der Altstadt gestanden hatte, verlegt. Von seinem Denkmal, das Besucher*innen zum Verweilen auf der Sitzbank einlädt, sind es nur wenige hundert Meter zum Wirkungsort Willy Millowitschs, der Volksbühne am Rudolfplatz, bis 2018 noch Millowitsch-Theater. Von 1940 bis 1998 leitete Willy Millowitsch das Familientheater, arbeitete zusammen mit seiner Schwester Lucy als Regisseur und Hauptdarsteller. Als einiges der wenigen Gebäude der Kölner Innenstadt wurde das Theater während des Zweiten Weltkriegs nicht vollends zerstört, weshalb es bereits im Herbst 1945 auf Bitten Konrad Adenauers wieder seinen Betrieb aufnahm und dadurch als Symbol des Neuanfangs der Kölner Nachkriegszeit gilt.

Grabstein Wallraf & Richartz © Factumquintus

Wir verlassen nun die Innenstadt und folgen der Aachener Straße am Aachener Weiher entlang bis zum Friedhof Melaten, der berühmte Zentralfriedhof Kölns. Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Lepra in der Stadt um sich griff, wurde dieser Friedhof außerhalb der Stadtmauern errichtet, 1810 geweiht und von Ferdinand Franz Wallraf gestaltet. Bis auf Wilhelm Joest, der auf einer seiner Reisen verstarb und das Ehepaar Ludwig, das in Aachen bestattet ist, haben hier alle vorgestellten Förder*innen der Kölner Kultur- und Museumslandschaft ihre letzte Ruhe gefunden. Adele und Eugen Rautenstrauch sind in dem Familiengrab Rautenstrauch begraben, Willy Millowitsch im Familiengrab Millowitsch, nur wenige Meter entfernt ruhen Lucy Millowitsch und Josef Haubrich und auch Ferdinand Franz Wallraf und Johann Heinrich Richartz sind gemeinsam beerdigt. Wie so oft sind die Namen der beiden nicht zu trennen. Kurioserweise sind der Sammler und der Stifter des ältesten Museums Kölns einander jedoch wahrscheinlich nie begegnet. Wallraf starb, als Richartz sich noch keinen Namen in der Kulturszene gemacht hatte.

Herbst am Rautenstrauchkanal im Oktober 2016

Auf dem Weg zu unserem letzten Ziel, dem Rautenstrauch-Kanal, kommen wir an der Joeststraße in Lindenthal vorbei. Als Enkel des Kölner Zuckerfabrikanten Carl Joest wuchs Wilhelm Joest wohlhabend auf und konnte sich dadurch früh Reisen über die ganze Welt finanzieren. Dabei sammelte er Objekte auf allen Kontinenten, die seine Schwester nach seinem Tod 1887 der Stadt Köln schenkte und die noch heute den Grundstock des Rautenstrauch-Joest-Museums bilden.

Am Rautenstrauch-Kanal angekommen laden die vielen Bänke ein, kurz zu verweilen und den Spaziergang Revue passieren zu lassen. Sich Gedanken zu machen über die Komplexität und gleichzeitig Einfachheit der Kölner Kultur- und Museumsgeschichte, die wir jeden Tag fast beiläufig erleben. Und wie viel zusammenläuft in der Sammelbegeisterung und dem Weitblick einiger, die heute das kulturelle Leben vieler ermöglichen.

 

 

 

Quellen

https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-276745

https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-290336

https://makk.de/Geschichte

https://www.museenkoeln.de/rautenstrauch-joest-museum/Geschichte

https://www.museum-ludwig.de/de/museum/das-museum/geschichte.html

https://www.stadt-koeln.de/artikel/04343/index.html#

https://www.stadt-koeln.de/artikel/06152/index.html

https://wallraf.mapublishing-lab.uni-koeln.de/

https://wallraf.mapublishing-lab.uni-koeln.de/lehrobjekte-vor-1800/

https://www.wallraf.museum/das-museum/geschichte/historie/