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Art Leaders Part 2 – Yvonne Büdenhölzer im Interview

Und dann habe ich mich an den Rat eines Kollegen erinnert, der mal zu mir gesagt hat:  Interessant wird es immer dann, wenn man eine Aufgabe annimmt, die ein bisschen „zu groß“ erscheint.

Yvonne Büdenhölzer, Leitung Theatertreffen Berliner Festspiele
© Christoph Neumann

Im zweiten Interview zu Arts and Leading möchten wir Euch Yvonne Büdenhölzer vorstellen.

Die gebürtige Kölnerin war nach ihrem Studium der Germanistik und Pädagogik in zahlreichen Leitungspositionen in Kunst und Kultur tätig. Dazu gehörte in den Jahren 2009 und 2010 die Kuration und das Management der Theaterbiennale Neue Stücke aus EuropaEinen ihrer thematischen Schwerpunkte definierte sie durch ihr Mitwirken im Kurator*innenteam der zweiten Konferenz zu Gender(un)gleichheit im Jahr 2019. Seit einigen Jahren mischt sie darüber hinaus in ihren Interviews und anderen öffentlichen Auftritten die Theaterszene mit Forderungen zum Durchbrechen tradierter Machtstrukturen auf. Yvonne ist bereits seit 2012 Leiterin des Theatertreffen der Berliner Festspiele, der auch den Stückemarkt miteinschließt. Zu deren Teilnahme sind jährlich auf internationaler Ebene Autor*innen aufgerufen, ihre Kunst in frei gewählten Formaten zu präsentieren. Die künstlerische Leitung des Stückemarkts hatte sie ebenfalls in den Jahren 2005 bis 2011 inne.

Die vielen leitenden Positionen, die sie bereits innehatte, nutzte sie, um auf Missstände und Chancen in der Kulturszene aufmerksam zu machen und erhielt dafür im vergangenen Jahr den Berliner Frauenpreis für ihr Engagement für die Chancengleichheit am Theater. Wir durften von ihr erfahren, wie sie diese Überzeugungen auch in ihrem eigenen Arbeitsalltag umsetzt und wie auch sie trotz allen Erfolgs mit dem wiederkehrenden Gefühl umgeht, einer Position oder Aufgabe nicht gewachsen zu sein.

Wie bereit hast Du Dich gefühlt, als Du zum ersten Mal eine Führungsposition innehattest?

Es war eine Mischung aus „Was für eine tolle Aufgabe!“ und „Kann ich das überhaupt?“. Und dann habe ich mich an den Rat eines Kollegen erinnert, der mal zu mir gesagt hat: Interessant wird es immer dann, wenn man eine Aufgabe annimmt, die ein bisschen „zu groß“ erscheint.

Hattest Du Zweifel an den eigenen Fähigkeiten? Welche davon haben sich vielleicht auch als unnötig herausgestellt?

Ja klar, das Gefühl hatte ich schon in der Schule: „Hoffentlich fliegt das hier nicht auf, dass ich das gar nicht kann.“ Das ist aber sehr normal und auch ein wenig weiblich. Wir Frauen können viel mehr als wir uns zutrauen. Bei vielen Männern ist es genau anders herum – um mal ein paar geläufige und leider auch wahre Klischees zu bedienen.

Wie sorgt man dafür, dass alle Mitarbeiter gerne montags in den Arbeitstag starten?

Schokocroissants – nein Quatsch. Dafür kann jede*r nur selbst sorgen. Als Führungskraft trage ich aber die Verantwortung für gute Rahmenbedingungen zu sorgen. Ich bin eine große Freundin von Teamarbeit. In Teams sollten die Rollen klar definiert sein und jede*r sollte verstehen wohin die Reise geht und welche Rolle ihr oder ihm darin zukommt. Mir ist auch wichtig, dass ein Team auf Augenhöhe und respektvoll miteinander arbeitet. Und ich versuche immer die Verantwortung zu übernehmen.

Welche Vor- und Nachteile hat, Deiner Einschätzung nach, eine geteilte Führung?

Geteilte Führung kann wunderbar funktionieren, wenn verschiedene Parameter wie Aufgabenverteilung, Stärken und Schwächen der unterschiedlichen Charaktere geklärt sind. Und man sollte sich zu 100 Prozent vertrauen, den anderen vertreten können und die Entscheidungen der anderen Person mittragen, auch wenn man selbst anders entschieden hätte.

Welche Fehler unterlaufen einer Führungsperson häufig oder besonders schnell und welche davon hältst Du für besonders gravierend?

Ein häufiger – und ich würde auch hier mutmaßen größtenteils weiblicher – Führungsfehler ist es, zu viel Nähe herzustellen und auf Harmonie zu setzen.

Was ist Dein Erfolgsgeheimnis, um in eine Führungsposition zu gelangen, gut darin zu sein und es lange zu bleiben?

Authentisch sein!

Authentisch sein, zwei Worte, in denen viel verborgen liegt. Das Bewusstsein über die eigenen Werte und Prinzipien und auch das Bewusstsein darüber, dass man selbst wie alle anderen auch nur ein Mensch ist und Fehler macht. Ehrlichkeit also, gegenüber sich selbst und den anderen. Und Yvonne beweist uns: Darin liegt ein bewährtes Rezept zum Erfolg.