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Kunsthandel – nur was für die Elite?

von Marie Brüggemann

Die MISA – Messe in St. Agnes schafft Transparenz & Zugang zum Kunsthandel und findet parallel zur ArtCologne in der Nähe von Köln statt, und damit erstmalig außerhalb von Berlin.

MISA VAN HAM KUNST_HALLE; abgebildet: Andy Kassier

Laut Kunstexpertin Dr. Ida Neumann gibt es vier Hauptmotive für das Sammeln von Kunst: Einerseits Dekoration und Leidenschaft und andererseits Status und Rendite. Letztere lassen den Kunsthandel für Außenstehende zumeist als etwas Elitäres daherkommen, das sich ausschließlich die Steinreichen unter uns leisten können. Ja, Kunst kann eine ziemlich kostspielige Sache sein – ob nun aus Leidenschaft oder als Upgrade des Status – der Preis ist am Ende derselbe. Für besonders Kritische stellt sich dann natürlich noch die Frage, wie viel der oder die Künstler:in selbst an seinem bzw. ihrem Werk verdient. Ein Blick auf den Sekundärmarkt – darunter fallen beispielsweise Auktionen – zeigt schnell, dass die Werke teils vielfach so teuer weiterverkauft werden, wie von Künstler:in bzw. der Galerie ursprünglich erstanden. Kein Wunder, dass die Einstellung von Externen zu Sammler:innen, Kunsthändler:innen & Kunstmessen daher oftmals mit einem Naserümpfen verbunden ist.

 

Scheinbar fehlt es an Transparenz auf dem Kunstmarkt, was wiederum dazu führt, dass sich dieser tatsächlich nur für eine ausgewählte gesellschaftliche Gruppe erschließt. Aber ist das überhaupt gewollt? Soll sich Kunsthandel in einer in sich geschlossenen Szene abwickeln?

Eintritt in den Kunstmarkt mit der MISA

Für die Macher:innen der MISA (Messe in St. Agnes), u.a. Galerist Johann König und Messedirektorin Lena Winter, ist das nicht der Fall. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Kunsthandel auch für jene zugänglich zu machen, die zwar interessiert am Erwerb von Kunst sind, jedoch bisher keinerlei Berührungspunkte mit dem Kunstmarkt hatten und/oder es nicht über die Hemmschwelle schaffen. „misa.art is the entry point into the art market and contributes to its democratization.“ heißt es auf der Website von misa.art, auf der sowohl Kunst von renommierten als auch jungen heranwachsenden Künstler:innen, die eventuell sogar zum ersten Mal auf dem Kunstmarkt interagieren, zu erstehen ist. Misa.art ist der Onlineshop zur Messe in St. Agnes, die durch den Ausfall vieler Kunstmessen während der Corona-Pandemie entstanden ist. Sie ist ein Projekt der König Galerie in Berlin, versteht sich allerdings als eigenständige Unternehmung. Neben dem Mangel an Kunstmessen war für den Galeristen Johann König ein weiterer Anreiz für das Projekt, den Kunsthandel transparenter, demokratischer und zugänglicher zu gestalten – und das für Künstler:innen sowie (angehende) Sammler:innen. Die zentrale Frage des Projekts: „Warum kaufen Menschen keine Kunst?“.

Alternative Methoden für mehr Demokratie und Nachhaltigkeit

Bei der MISA (online sowie offline) gibt es sowohl traditionelle, als auch digitale Kunst zu entdecken. Wer sich etwa für NFTs interessiert, ist hier an der richtigen Adresse.

MISA VAN HAM KUNST_HALLE; abgebildet: Carlito

Die Abkürzung NFT steht für non-fungible token. NFTs bescheinigen, dass ein digitaler Vermögenswert einzigartig und daher nicht austauschbar ist. Hierbei kann es sich um allerlei Objekte handeln, wie etwa virtuelle Immobilien, digitale Kunstwerke oder Musikstücke.

Die wohl größte Besonderheit an der MISA ist die Kombination von Werken aus dem Primär- sowie dem Sekundärmarkt. Der Regel nach kümmern sich auf dem Primärmarkt Galerien um den Erstverkauf und Kunsthändler:innen und Auktionshäuser auf dem Sekundärmarkt um den Weiterkauf von Kunstwerken. Da die MISA keine klassische Kunstmesse, sondern eine Gruppenausstellung einer Galerie ist, macht sie beides möglich. Externe haben die Möglichkeit etwas beizusteuern – Kunsthändler:innen, Galerist:innen, Sammler:innen und Künstler:innen selbst.

Auch für die Auswahl sowie die Kuration der Positionen hat die MISA einen alternativen Weg gefunden: Normalerweise ist es auf Messen üblich, Kunstwerke nach Bedeutung einer künstlerischen Position oder der Galerie, die sie vertritt, auszusuchen. Auf der MISA findet Ihr jedoch vielmehr Werke, die nach vermuteter Verkäuflichkeit der Objekte ausgewählt wurden. Mit ihren unkonventionellen Methoden versucht sie den Kunstmarkt für alle Beteiligten nachhaltiger und demokratischer zu gestalten.

Zugang durch transparente Preispolitik

Durch eine transparente Preispolitik möchte die MISA ihren Kund:innen gegenüber Vertrauen aufbauen. Das passiert u.a. durch die Einblendung sog. ‚ArtFacts‘ auf den Künstler:innenseiten. Die ArtFacts stammen aus der größten existierenden kuratorischen Kunstdatenbank, die mehr als 700.000 Künstler:innen umfasst. Das ArtFacts Artist Ranking misst die Position von Künstler:innen in der Kunstwelt auf der Grundlage ihrer Ausstellungshistorie. Auch Neulinge in der Welt des Sammelns erhalten somit essentielle Informationen für den Erwerb von Kunst.

MISA VAN HAM KUNST_HALLE; abgebildet: Matt Dillon

Obwohl die MISA im Wesentlichen auf E-Commerce spezialisiert ist, sehen die Macher:innen ein saisonales, analoges Ausstellen als absolutes Muss. Schließlich möchten Künstler:innen ihre geschaffenen Werke auch im Original zeigen können – ein farbenfrohes 3×3 Meter großes Gemälde ist im Original eben doch nochmal was anderes als auf einem 13 Zoll-Bildschirm.

Bisher hat die Messe in St. Agnes vier Mal stattgefunden. Nun hat es sie erfreulicherweise in die Nähe von Köln verschlagen. In Kooperation mit dem Kölner Auktionshaus VAN HAM, welches als einziges deutsches Auktionshaus Künstlernachlässe verwaltet, bespielt die MISA noch bis zum 21. November 2021 die MISA VAN HAM KUNST_HALLE in Köln-Wesseling. Dort gibt es über 30 Positionen zu bewundern, die nicht wie gewöhnlich nach Aussteller:innen, sondern nach Themen in 18 verschiedenen Kojen präsentiert werden. Ausgestellt werden dabei außerdem nicht nur Künstler:innen mit einer klassischen künstlerischen Ausbildung – auch Musiker wie CRO aka Carlito oder der Schauspieler Matt Dillon sind dabei!

Die Preise der in der MISA VAN HAM KUNST_HALLE ausgestellten Werke bewegen sich im unteren drei bis sechs-stelligen Bereich. Gerade für Neulinge im Kunstmarkt gibt es hier die Möglichkeit Werke zu erstehen, die vergleichsweise günstig sind – und das sogar von etablierten Künstlern wie Max Uhlig.

Mit ausreichend Offenheit gelingt der Einstieg in den Kunstmarkt

Die MISA ist definitiv etwas einzigartiges und besonderes, und nimmt dadurch eine neue Rolle im Kosmos des Kunsthandels ein. Vor allem zeigt sie, dass nicht nur langjährigen Sammler:innen ein Zugang zum Kunstmarkt gewährt wird. Trotzdem ist dieser nicht etwas für jedermensch. Ohne eine gewisse Neugier und Offenheit bleibt die Welt der Galerien, Auktionshäuser und Sammler:innen der:dem Nichtkenner:in wohl verborgen. Kunst ist immer auch ein Hobby, das wie jede andere Leidenschaft verstanden werden muss, um es auszuüben.

Die MISA VAN HAM KUNST_HALLE könnt Ihr noch bis Sonntag, dem 21.11.21 in der Vorgebirgsstraße 18 in Köln-Wesseling besuchen. Rein kommt Ihr für 5 €, sofern Ihr nicht im Besitz eines ArtCologne-Tickets seid!

Quellen:

Kunst- und Künstlermarketing #6- Wer kauft Kunst? – und warum? – Arttrado.de

Dr. Franziska Ida Neumann: „Kunstinvestments sind mehr als Rendite!“ (finanzrocker.net)

König Galerie: Der Galerist als Messeveranstalter (handelsblatt.com)

About – misa.art

„Messe in St. Agnes“: Warum kaufen Menschen keine Kunst? (monopol-magazin.de)