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Podcast der Woche: Augen zu von ZEIT Online

Der Podcast der Woche kommt heute von unserer Praktikantin Johanna. Für ihr Rating hat sie sich ‚Augen zu‘ von ZEIT ONLINE ausgesucht:

von Johanna Kuck

,Augen zu‘ ist ein Podcast von ZEIT und ZEIT ONLINE, der alle 14 Tage eine neue Folge veröffentlicht. Er wird von Florian Illies und Giovanni di Lorenzo gehostet. Illies ist Kunsthistoriker, Gründer des Magazins „Monopol“, war langjähriger Leiter des Auktionshauses Villa Griesebach und ist Mitglied des Herausgeberrates der ZEIT. Di Lorenzo ist leidenschaftlicher Kunstliebhaber und Chefredakteur der ZEIT.

Was ist das Besondere an diesem Podcast?

Ein Podcast, also ein Audioformat, in dem über Künstler:innen und deren Kunst(werke) gesprochen wird, die man nicht zeitgleich sehen kann oder vielleicht noch nie gesehen hat, könnte zuerst einmal Skepsis aufkommen lassen. Den Podcast dann aber auch noch ,Augen zu‘ zu nennen, scheint noch gewagter. Doch genau dieser Titel und seine Umsetzung durch die beiden Sprecher machen den Charme und die Besonderheit des Podcasts aus.

Die Atmosphäre ist insgesamt ruhig, aber trotzdem spannend. Hörer:innen bekommen das Gefühl mit beiden Sprechern in einem kleinen Zimmer zu sitzen und ihrer Unterhaltung bei einer Tasse Kaffee oder einem Glas Wein zu lauschen. Akustische Abwechslung, die aber vor allem die Expertise und Perspektive von bekannten Persönlichkeiten aus den Bereichen Kunst, Kultur oder Politik miteinbezieht, bringen pro Folge zwei Telefonjoker:innen. Diese werden im Vorhinein von den Hosts interviewt. Ausschnitte aus den Interviews werden dann an ausgewählten Stellen des Podcasts miteinbezogen.

Jede Folge hat eine Länge von max. 45-55 Minuten und nimmt eine:n bestimmte:n Künstler:in oder Künstlerpaare in den Blick. Hierbei entwickelt sich eine Konversation zwischen beiden Sprechern, die abwechslungsreich gestaltet ist. Von wichtigen grundsätzlichen Rahmendaten und Fakten zu Biografien, Kunstwerken und der Zeit der Künstler:innen über persönliche Eindrücke der Sprecher. Häufig werden interessante Fakten eingebunden, die sonst vielleicht erst durch intensivere Beschäftigung oder Recherchen zum jeweiligen Themenfokus ans Licht kommen würden. So wird bspw. in der ersten Folge zu Andy Warhol die Darstellung seiner berühmten Campbell-Suppendosen thematisiert. Die genaue Anzahl an dargestellten Varianten der Dosen (32 Stück) wird hier auf die entsprechende Zahl an existierenden Geschmacksrichtungen zurückgeführt. Durch dieses Beispiel für die Entlehnung von Aspekten aus der Wirklichkeit, greifen die Sprecher Warhols Kunstprinzip auf.

Durch solche Beispiele kann der Podcast wichtige Querverbindungen zu anderen Künstler:innen, Musiker:innen oder bedeutenden Persönlichkeiten (der jeweiligen Zeit) ziehen. Er stellt Fragen, die übergeordnet, teils skurril oder einfach auf der Hand liegen und sich einige Hörer:innen (heimlich) auch schon (immer) gestellt haben.
Illies und di Lorenzo erschaffen eine Art kleinen Kosmos um die angesprochene(n) Person(en). Sie lassen gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen und Ereignisse einfließen. So können sie eine große Bandbreite an Zuhörer:innen ansprechen: von Kunstaffinen, -historiker:innen und -kenner:innen bis hin zu Kunstinteressierten ohne viel Vorwissen. Bei besonders

‚Augen zu‘ by ZEIT Online

interessanten oder gar bizarren Fakten geben die beiden Einblicke in ihre Quellen und empfehlen entsprechende Bücher, Dokumentationen etc. an die Hörer:innen weiter.

Angenehm für das Hören dieses Podcasts machen darüber hinaus nicht nur die Stimmen der beiden Sprecher, sondern auch ihre eigene Positionierung innerhalb des Podcasts. Zu keiner Zeit stellen sich die beiden als Experten unangenehm in den Vordergrund, sondern berichten, sollte es persönlich werden, stets dem roten Faden des Podcasts folgend von ihren Erfahrungen und Eindrücken.Die einzelnen Folgen sind so aufgebaut, dass sie nicht in chronologischer Reihenfolge, sondern auch einzeln gehört werden können. So bleibt den Hörer:innen die Möglichkeit den eigenen Interessen zu folgen.

,Augen zu‘ –  „Durch das Verhüllen die Fantasie enthüllt“

Der Titel der 12. Folge über Christo und Jeanne-Claude beschreibt, wie der Podcast auf mich gewirkt hat. Im Gespräch über Christos Kunst, deren Wirkungsweise und seine Intention, sagen die Sprecher, dass gerade durch die Verhüllung Neugier geweckt werden soll. Das Verhüllte wird den Blicken entzogen und somit die Aufmerksamkeit darauf gelenkt.

Diesen Effekt hatten die bisher von mir gehörten Folgen auf mich: Es wird über Kunst gesprochen, die man eigentlich sehen müsste, aber nicht kann – unabhängig davon, ob beim Hören die Augen tatsächlich geschlossen werden oder nicht. Durch die Gespräche über bestimmte Kunstwerke, Mal- oder Zeichentechniken, Besonderheiten im Stil der Künstler:innen usw. wird die Fantasie und Vorstellungskraft der Hörer:innen angeregt. Am Ende einer Folge bleibt die Neugier, die Kunstwerke mit eigenen und neuen Augen zu sehen.