Ein Platzhalterbild
Top

Die Oper Köln im Interview – Social Media im Kulturbetrieb

Maximilian Hülshoff ist Online-Redakteur bei der Oper Köln.

Vor einiger Zeit haben wir auf unserem Blog angefangen das Thema ‚Social Media im Kulturbetrieb‘ zu behandeln, denn auch für Kulturinstitutionen ist es mittlerweile unumgänglich Social Media in ihren Arbeitsalltag zu integrieren. In unserem Beitrag „Freundin und Helfer oder Kreativitätskiller? – Social Media im Kulturbetrieb“ haben wir insbesondere den Umgang mit dem Instagram-Algorithmus zur Diskussion gestellt und danach gefragt, ob Postings am Ende wirklich nur dem eigenen bzw. dem Interesse der Follower:innen gewidmet sind oder die Motivation dem Algorithmus zu gefallen so hoch ist, dass der komplette Content sich plötzlich radikal ändert.

Wir möchten die Diskussion natürlich nicht nur auf Basis unserer eigenen Social Media Erfahrungen führen. Aus diesem Grund sprechen wir mit anderen Menschen, Projekten und Institutionen aus Kunst und Kultur über das Thema. Den Anfang hat Benny von Art Junk gemacht. Hier könnt Ihr das Interview lesen.

Weiter geht’s heute mit der Oper Köln. Gesprochen haben wir hierfür mit Online-Redakteur Maximilian Hülshoff:

Wie groß ist Euer Team?

Unser Team besteht momentan aus fünf Kolleginnen und Kollegen. Ich bin Online-Redakteur der Oper Köln, die (Haupt-)Verantwortung für den Bereich Social Media liegt in meiner Hand. Das schaffe ich aber bei der Vielzahl an Veröffentlichungen natürlich nicht allein, ohne meine Kolleginnen und Kollegen könnte ich – könnten wir alle – nicht so gut arbeiten, wir helfen uns viel gegenseitig. Feedback und Rückmeldungen sind für wichtig, vier Augen sehen mehr als zwei.

Was haltet Ihr von einer Freundschaft mit dem Algorithmus? Und wie läuft diese Freundschaft bei Euch so?

Zunächst einmal lehne ich den Begriff „Freundschaft“ in diesem Fall ab. Der Algorithmus ist schlicht ein nach einem immer wiederkehrenden Muster funktionierender Rechenvorgang und für uns ein Werkzeug. Mehr nicht. Unsere Aufgabe ist es, dieses Werkzeug zu verstehen. Weil der Algorithmus aber fortwährenden Änderungen unterliegt, sollte man sich immer wieder darüber informieren, welche Funktionsweisen welche Konsequenzen haben werden. Schließlich will man seinen Content möglichst effektiv platzieren.

Ohne welche Tools könntet Ihr Euren Arbeitsalltag nicht mehr bestreiten? Wofür gibt es keine Alternative?

Ohne ein ordentliches Projektmanagement Tool wie Trello könnten wir unsere Arbeit gar nicht in dem Maße schaffen und planen, wie wir das momentan machen. Der Aufwand, sämtliche Veröffentlichungen einzeln bei den jeweiligen Plattformen zu posten, wäre immens. Auch das Creators Studio von Meta nutze ich gern. Worauf ich auch zusätzlich nicht verzichten kann, sind bestimmte Programme zum Schneiden von Videos oder zum Bearbeiten von Bildern. Ohne die Creative Cloud von Adobe geht es für uns schlecht, wir bearbeiten eine Vielzahl von Bildern oder Videos.

Wieso und in welchem Maße profitiert die Kulturbranche von Sozialen Medien?

Die Unmittelbarkeit von Social Media, der direkte Draht zum Publikum, das ist ein für die Kulturbranche immens wichtiger Kommunikationskanal. Man bekommt ein direktes Feedback zu unseren Produktionen, auf Ankündigungen und alles, was in Social Media veröffentlicht wird. Auf diesem Wege konnte man vor allem in den beiden letzten Spielzeiten, die durch die Coronapandemie enorm durcheinandergewirbelt wurden, dem Publikum trotzdem einen Hauch von Theater bieten. Viele Theater, seien es nun Theater in kommunaler Trägerschaft oder auch Theater der freien Szene konnten von diesem Medium profitieren.

An welchen Stellen sollte sie sich abgrenzen?

Die jeweilige Kulturinstitution sollte schauen, welche verschiedenen Sozialen Medien für die eigene Sichtbarkeit von Vorteil sind. Wie ist meine Zielgruppe? Wen will ich erreichen? Außerdem sollte sich die Kulturbranche in jedem Fall über emotionale Erregung, die ihren Weg innerhalb sozialer Medien sehr schnell finden kann, abgrenzen. Ich plädiere eindeutig für ein Handeln mit Haltung.

Gibt es Bereiche innerhalb der Kultur, die besonders von Social Media profitieren?

Die bereits eben erwähnte Unmittelbarkeit von Social Media und der kreative Aufwand bei Veröffentlichungen, macht diese Medien vor allem für die freie Szene sehr interessant. Auch mit geringen finanziellen Mitteln ist es möglich, qualitativ hochwertigen Content zu produzieren und mit wenigen Mitteln gute Posts zu erstellen, die man dann seinen Followern präsentiert. Kreativität ist hier das A und O. Und wo ist man kreativer als in Oper und Theater?

Worauf sollten Künstler:innen unbedingt achten, wenn sie auf Instagram unterwegs sind?

Meiner Meinung nach sollten Künstlerinnen und Künstler unbedingt auf Folgendes achten: Professionalität. Man sollte sich überlegen, ob man ein privates oder öffentliches Konto führen will. Im Grunde genommen ist das die wichtigste Frage, die man sich stellen sollte, bevor man ein Konto bei Instagram oder Facebook eröffnet. Das beinhaltet vor allem die Qualität der ausgespielten Fotos, Reels oder anderem Inhalt. Viele Künstlerinnen und Künstler benutzen mittlerweile zwei Accounts. Einen für den privaten Bereich, einen für die Arbeit. Stichwort „official“.

Wo sind Eure Grenzen in Sachen Social Media Trends mitmachen? Gibt es welche?

Falls ihr damit auf Phänomene wie die „Ice Bucket Challenge“ oder Ähnliches denkt, das ist eine gute Frage. Als Kulturinstitution muss man sich immer fragen, welchen Nutzen hat die Teilnahme an einem solchen Trend? Kann ich das sinnvoll in unsere Arbeit einbinden? Ich kann da keine allgemeine Antwort geben, in jedem Fall sollte ein Bezug zur Oper Köln gegeben sein. Generell denke ich aber man sollte nicht auf jeden Zug aufspringen der an einem vorbeifährt.

Wem sollte man (aus dem Kulturbereich) unbedingt auf Instagram folgen?

Damit gehe ich meinen Kolleginnen und Kollegen immer schon auf die Nerven – aber unbedingt folgen sollte man dem Royal Opera House London. Ich finde es sehr beeindruckend, dass man knapp 1 Million Follower mit einem Opernhaus erreichen kann. Und es auf der anderen Seite auch sehr spannend, wie viele Menschen sich dann doch für Oper interessieren können.

Mit wem sollten wir als nächstes über Soziale Medien im Kulturbetrieb sprechen?

Natürlich sollte man aber auch unseren Kolleginnen und Kollegen im Schauspiel Köln folgen, denn die Abwechslung aus beidem macht Theater und Oper doch erst spannend! Bei der Vielzahl an spannenden Kulturinstitutionen hier in Köln fällt es mir immer schwer jemanden hervorzuheben.